Aussteigerhilfe Bayern: Kommunal verankert, weitreichend vernetzt
“2011: Hilfe zur Selbsthilfe – Eine Idee wird umgesetzt…”
Am 1. November 2011 gründete sich der „Verein zur Bewältigung neonazistischen Gedankenguts und zur Förderung einer toleranten Gesellschaft – Aussteigerhilfe Bayern e.V.“ in einer Gaststätte im Münchner “Schlachthofviertel”. Nur etwa zwei Tage nach der formalen Gründung deckte sich mehr und mehr die rechtsradikale Mörderbande „Nationalsozialistischer Untergrund“ selbst auf, wodurch “die Öffentlichkeit“auf fatale Weise daran erinnert wurde, dass Themen wie Neonazismus, Terrorismus und Gewalt in einer Gesellschaft niemals verschwiegen oder beschönigt werden dürfen.
Nostalgie: Screenshot der alten Homepage, mit altem Vereinslogo (rechts)
2012: Der Schritt in die Öffentlichkeit
Im März 2012 dann der Paukenschlag: Gleich drei Neonazi-Aussteiger aus Bayern gaben öffentlich bekannt, dass sie ausgestiegen sind – und einen Verein gegründet haben, der fortan hauptsächlich unter dem Namen „Aussteigerhilfe Bayern e.V.“ operierte. Ehemalige Neonazis, die andere Neonazis durch den Ausstiegsprozess begleiten – klappt das? Ja, es kann klappen. Denn wir haben hiermit nicht “das Rad neu erfunden”. Das Konstrukt “Aussteigerhilfe Bayern” hat genau genommen lediglich den Fokus auf etwas gesetzt, was für viele andere noch ein Beiläufer ist.
2015: Zusammenschluss mit EXIT-Deutschland
Schon EXIT-Deutschland wurde im Jahre 2000 von einem ehemaligen, ranghohen Neonazi-Aktivisten mitbegründet, immer wieder betätigen sich Aussteigerinnen und Aussteiger in der Resozalisierungs-Arbeit mit Menschen, denen es nun geht, wie es ihnen einst ergangen ist. Im Zuge der praktischen Arbeitsaufnahme machten sich jedoch noch einige Hürden bemerkbar. Die eine Seite der Medaille: Viele Anfragen und eine damit verbundene enorme Medienpräsenz. Die Kehrseite: Zu viel Arbeit lastete – nach damaligem Konstrukt ausschließlich ehrenamtlich – auf zu wenigen Menschen. In der Vergangenheit konnten wir dies vor allem durch unsere starken Partner stemmen. Unser stärkster Partner, von Gründung bis zur alltäglichen Ausstiegsarbeit, war seit jeher EXIT-Deutschland. Um die Aussteigerhilfe Bayern in ein sicheres Fahrwasser zu lenken und nachhaltig arbeiten zu können, wurde im Jahr 2015 die Zusammenarbeit mit EXIT-Deutschland verschriftlicht. Die Aussteigerhilfe Bayern steht heute unter dem Dach der Berliner Organisation. Ihre Eigenständigkeit hat die Initiative, die über eine enorme, überwiegend postiv gestimmte, Medienresonanz freuen durfte und darf, dabei jedoch nicht verloren: Das ASH-Team arbeitet aus Bayern heraus und setzt vor allem weiterhin auf niedrigschwellige Erreichbarkeit. Ansprechbar sind wir oftmals quasi „vor Ort“ und in den sozialen Medien.