11. Februar 2020

Gedenken ist nicht genug

Erinnerung muss manchmal wehtun: KZ-Gedenkstättenbesuch mit ehemaligen Neonazis

Von Fabian Wichmann, EXIT-Deutschland

Es ist ein regnerischer Dienstag im Januar, als wir gemeinsam mit EXIT-Australien und dem Aktionskreis ehemaliger Rechtsextremisten (AK EXIT) die Gedenkstätte Sachsenhausen besuchen. Es ist ungemütlich: windig, grau, kalt, doch gleichzeitig treiben schon die ersten Frühblüher in diesen letzten Tagen des Januars. Für unsere australischen Kollegen sind alleine die äußeren Umstände schon –mindestens- ungewöhnlich. Auch für uns ist es aber kein alltäglicher Termin, insbesondere im Jahre 2020, in dem das 75-jährige Jubiläum der Befreiung zelebriert wird. Auch wenn es nicht der erste Besuch einer Gedenkstätte mit ehemaligen Neonazis ist, so ist es doch jedes Mal eine surreal wirkende Erfahrung. Man ist an dem Ort, dessen menschenverachtenden Schrecken sie viele Jahre zuvor leugneten und / oder offen huldigten. Man beschäftigt sich mit dem historischen Erbe eines Staates, den sie zutiefst verachteten. Man gedenkt mit ihnen gemeinsam jener unzähliger Opfer, die es für sie in ihrer Zeit als Rechtsradikale nie gab – oder die sie wahlweise einfach als „Kollateralschaden“ betrachteten.

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